Weihnachtswünsche aus Brasilien

Weihnachtswünsche aus Brasilien

"Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird das Leben." Hermann Hesse

Seit vielen Jahren unterstützt das CSG traditionell die Manfred-Göbel-Leprahilfe beim Spendenlauf. Nach coronabedingter Pause konnte der Spendenlauf in diesem Jahr endlich wieder stattfinden.

Kurz vor Weihnachten flatterte ein Brief von Herrn Göbel ins Haus, in dem er über die zahlreichen Aktivitäten informiert, die sein Engagement in Brasilien ausmachen. Informationen über Herrn Göbels Engagement findet man auf: http://www.brasilienhilfe.de oder auch in dem angehängten Brief.


 

„Je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind,desto sinnvoller wird das Leben“.

Hermann Hesse

 

Liebe Freunde!

Zum Spruch von Hermann Hesse fallen mir die Gedanken von Karla Krause ein,passend für meine Tätigkeit in Brasilien in mehr als 43 Jahren:

„Solange wir nicht bereit sind, die Beteiligung der Betroffenen als die wesentliche Voraussetzung für Entwicklung anzuerkennen, zu fördern und zu unterstützen, solange werden alle Hilfsprogramme nur eine technokratische Bastelei bleiben, die die eigentlichen Ursachen von Armut und Ungleichheit unangetastet lässt. Entwicklung kann nicht von außen verordnet werden, sondern muß aus dem Inneren jeder Gesellschaft kommen. Die Betroffenen selbst müssen die Möglichkeit finden, ihre Bedürfnisse zu erkennen und artikulieren. Eine solche Entwicklung ist weniger eine Entwicklung von Sachen als die Entwicklung von Menschen: durch sie selbst und für sie selbst“.

Mehr als 4 Jahre sind vergangen seit ich das letzte Mal in Deutschland war. Eigentlich wollte ich dieses Jahr nach Deutschland kommen, musste aber meine Reise zweimal verschieben wegen eines Bandscheibenleidens. Die vielen Jahre harter Buschfahrten auf schlechten Erdstraßen und chaotischen Brücken haben nicht nur die Stoßdämpfer meines Geländewagens strapaziert, sondern auch meine Bandscheiben. Nach einem Jahr Beschwerden wollte mich der Arzt im August operieren. Doch 4 Tage vor der OP ging es mir plötzlich besser. Jetzt mache ich Hydrotherapie mit gutem Erfolg und hoffe für meine Deutschlandreise im Aprilkommenden Jahres fit zu sein.

Mit Unterstützung des Freundeskreises „Brasilienhilfe Manfred Göbel e.V.“ konnten wir auch in diesem Jahr viele kleine Projekte finanzieren.

Kinderprojetk ACAMIS.

ACAMIS wurde 2007 als eine Kindertagestätte vom Verein Educar gegründet, hat sich dann selbstständig gemacht. Die Tagesstätte liegt in einem ärmeren Stadtteil und hat zum Ziel Kinderarbeit, Armut, Drogen, Kriminalität und Prostituierung zu bekämpfen. Viele Kinder kommen aus problematischen Familien, wo entweder der Vater oder die Mutter wegen Drogen oder kriminellen Delikten im Gefängnis ist. Eine Sozialarbeiterin besucht die Familien und besorgt einen Schulplatz für die Kinder. Heute betreut ACAMIS 230 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren. Die Kinder sind halbtags in der Schule und halbtags in der Tagesstätte. Sie erhalten zwei Mahlzeiten, für viele die einzige Möglichkeit etwas zum Essen zu bekommen. Ein reichhaltiges undinteressantes Programm wie Musik, Basteln, Werken, Sport, Tanz (Hip Hop),Gartenanbau für Gemüse und Obst und Nachhilfeunterricht begeistert die Kinder. Seit einem Jahr werden auch Kochkurse für Frauen angeboten, vor allem für die Mütter der Kinder. Eine Sozialeinrichtung des Landwirtschaftsverbandes vom Mato Grossounterstützt diese Kurse.

Sozialeinrichtung „Gemeindezentrum Dorcelina Folador“

Der Verein Dorcelina Folador wurde im Jahre 2000 als ökumenische Sozialeinrichtung der katholischen Pfarrei Sao Sebastiao im Armenviertel Vila Arthur der Stadt Varzea Grande gegründet. Dorcelina Folador war eine Frau, die sich in der Stadt Mundo Novo im Mato Grosso do Sul in der Jugendarbeit der katholischen Pfarrei engagierte, sich für Landarbeiter und Landlose einsetzte, vor allem für die Rechte der Frau. Vor 23 Jahren wurde sie als Bürgermeisterin der Stadt ermordet. Das Gemeindezentrum Dorcelina Folador setzt sich für die Rechte der Frauen ein, bietet Kurse wie Nähen, Häkeln, Stricken, Haarschneiden, Informatik an. Viele verbessern deren Einkommendurch Näharbeiten, Haarschneiden oder bekommen eine Anstellung. Jährlich nehmen mehr als 200 Personen an den Kursen teil. Dieses Jahr konnte ein Brunnen gebohrt und der ständige Wassermangel behoben werden. Der italienische Priester Pater Carlo, der einige Jahre Pfarrer der Pfarrei Sao Sebastiao war und mit mir den Verein Educar gründete, schickte dafür Geld aus Italien.

Das Gemeindezentrum Dorcelina Folador betreut auch eine Kindertagesstätte im Armenviertel Serra Dourada der Stadt Varzea Grande. Ca 40 Kinder aus extrem armen Familien werden betreut. Das Armenviertel ist gefährlich wegen seiner hohen Kriminalität, Prostitution und Drogen. Auch tagsüber ist es gefährlich allein reinzufahren, nachts zu gefährlich. Das Viertel liegt am Stadtrand und die Armut der Menschen vor allem auch der Kinder ist schockierend. Die Betreuung der Kinder findet in den Räumen der katholischen Pfarrei statt. Sie werden halbtags betreut und erhalteneine Mahlzeit.

Mehrmals sah ich Kinder, wie sie einen Teil der Mahlzeit für den Bruder oder die Mutter mit nach Hause nahmen, weil sie nichts zum Essen haben. Im Oktober nahm ich an einem Kinderfest teil. Als ich mit Sr. Magdalena ankam, rannte eine Schar von Kindern hinter unserem Auto her, alle hofften Süßigkeiten oder einen Kuchen zu bekommen. Als ich mit den Kindern am Tisch saß, fragte ich einige Mädels im Alter von 8 und 10 Jahren, was sie mal werden wollen. Eine will Rechtsanwältin werden und die andere Ärztin um den armen Menschen zu helfen. Ein anderes Mädchen hatte ihr belegtes Brötchen nur zur Hälfte gegessen. Sie fragte mich, ob sie den Rest des Brötchens und den Kuchen für ihren Bruder und Mutter nach Hause nehmen darf, weilsie nichts zu essen haben. Das trifft einem ins Herz, das tut weh! Man schämt sich, wie gut es einem geht und hier diese Kinder in dieser Armut. Sie träumen von einerWelt in der wir leben und oft nicht wissen, wie gut es uns geht. Die polnische Ordensfrau Magdalena Hermann leitet seit Jahren das Gemeindezentrum in der Vila Arthur und das Kinderprojekt in der Vila Serra Dourada mit viel Hingabe undAusdauer.

Lepraaktivitäten.

Auf Grund der Pandemie und Einschränkung der Lepraaktivitäten ging die Zahl der Neuerkrankungen um mehr als 50% zurück. In Brasilien fiel die Zahl der neuen Leprafälle von 30.000 jährlich auf 17.000 und im Mato Grosso von 4.000 auf 1.700. Mit Aufnahme der Aktivitäten steigen die Zahlen der Leprapatienten wieder. Das Problem ist, dass das medizinische Personal nicht dementsprechend vorbereitet ist. In den letzten Wochen erhielt ich mehrere Anrufe von Bekannten, die an Lepra erkrankten und auf der Suche nach einem Arzt waren, der Erfahrung in der Leprabehandlung hat. Die Universität UNIC in Cuiaba lud mich zu einem Lepravortrag für die Studenten derKrankengymnastik ein. Die Leiterin ist selbst Krankengymnastin und arbeitete früher in einer kleinen Stadt im Landesinneren und begleitete mich häufig auf meinen Lepratouren. Inzwischen erhielt ich mehrere Einladungen für Vorträge. In Kooperation mit der Stadt Primavera do Leste, ca. 250 km östlich von Cuiaba, unterstützten wir einen Leprakurs für Ärzte und Krankenschwestern. 16 Ärzte und 14 Krankenschwestern aus 4 Städten nahmen teil. Zwei Schusterwerkstätten zur Behandlung von Leprakranken versorgten wir mit Material. Der Ärztin im Landesreferenzzentrum für Lepra in Cuiaba besorgten wir ein Präparat für Lepratests, der vor allem bei Kindern angewendet wird.

 Kinderchoral Canto & Encanto

Ein Musiklehrer einer Schule in einem Armenviertel der Stadt Varzea Grande hat einen Kinderchoral Canto & Encanto organisiert. Er unterrichtet nicht nur Musik, sondern betreut die Kinder, besucht sie zuhause und hilft wo er kann. Die Kinder kommen aus extrem armen Verhältnissen und Musik gibt ihnen Freude und Selbstvertrauen. Häufig werden sie eingeladen auf Veranstaltungen aufzutreten. Die Leute sind beeindrucktund der große Beifall läßt die Augen der Kinder vor Freude glänzen. Plötzlich werdensie beachtet und anerkannt.

Vor kurzem wurde der Musiklehrer überfallen und man nahm ihm seine Gitarre und den Geldbeutel weg. Ohne Gitarre kann er weder Musikunterricht geben noch den Choral begleiten. Mit seinem Gehalt kann er kaum überleben, geschweige denn eine neue Gitarre kaufen. Als ich davon erfuhr, kaufte ich ihm eine neue Gitarre.

OP für einen kleinen Jungen

Vor einigen Monaten rief mich ein junger Priester Pater Neriton aus der Stadt Campo Verde an, ca. km 142 östlich von Cuiaba. Die Eltern eines Jungen von 18 Monaten baten um Hilfe, da ihr Sohn mit einem Geburtsfehler geboren wurde, der durch einen operativen Eingriff bis zum 2. Lebensjahr behoben werden musste. Da die Eltern sehr arm sind und das Geld dafür nicht hatten, bat mich der Pater Neriton um Hilfe. Ich nahm Kontakt mit einem Freund und Arzt in Deutschland auf, der vor einigen Jahren mit Freunden den Verein Tulisa gründete. Tulisa unterstützt die medizinische Behandlung von Kindern und Frauen in Südamerika. Tulisa übernahm die OP-Kosten. Dem kleinen Jungen geht es mittlerweile sehr gut und die Eltern sind überausglücklich.

Verein Koblenz-Brasilien – KoBra

Kobra ist unser Partner vor Ort. Der Verein wurde von einem guten Bekannten aus Kruft vor vielen Jahren gegründet, um Sozialprojekte vor allem für Kinder,Jugendlichen und deren Familien in Armenvierteln in Rondonopolis zu fördern. Kobra ist als brasilianischer Verein registriert und verwaltet auch die Gelder unseres Vereins „Brasilienhilfe Manfred Göbel e.V.“ unter meiner Koordinierung. Wir unterstützen die Sozialarbeiterin von KoBra, die Hausbesuche bei Leprakranken macht und extrem arme Familien mit Lebensmittel versorgt. Kobra hat auch ein Programm zum Austausch von Jugendlichen zwischen Deutschland und Brasilien, immer für ein Jahr.

Kolpingwerk Mato Grosso.

Das Kolpingwerk Mato Grosso wurde von dem deutschen Priester Pater HansHenning gegründet und ist in vielen Städten im Mato Grosso tätig. Kolping engagiert sich in der Betreuung von Jugendlichen und Familien, fördert Berufsausbildung vor allem für Menschen aus armen Verhältnissen. Kolping war auch ein guter Partner im Kampf gegen die Lepra. Ich bin Mitglied desKolpingvereins in Cuiaba und aktuell im Conselho Fiscal (Aufsichtsrat).

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe – DAHW verabschiedet sich vonBrasilien.

Diese Tage fand eine Veranstaltung im Gesundheitsministerium in Cuiaba statt, zu der ich vom Ministerium und vom Repräsentanten der DAHW Reinaldo Bechler eingeladen wurde. Becher übernahm die Koordinierung der DAHW in Brasilien als ich in Rente ging. Die DAHW wird nach 64 Jahren Ende des Jahres Brasilien verlassen und Ende 2023 Südamerika. Bechler wird ab Januar für eine brasilianische Lepraorganisation tätig sein, die auch Projekte im Mato Grosso unterstützt. Während der Veranstaltung hielt ich einen Vortrag über die Geschichte und das Wirken der DAHW in Brasilien und Bechler über seine Aktivitäten. Das Ministerium ehrte uns Beide und dankte für die langjährige und gute Zusammenarbeit mit der DAHW.

Deutschlandreise.

Vom 19. April bis 7. Juni bin ich nächstes Jahr in Deutschland. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Freundeskreises Brasilienhilfe, Franz-Josef Beringer aus Hitzhofen, organisiere ich die Termine für Vorträge und Besuche.

Kontakt zu FJ Beringer: Handy/Whatsapp: 016091126861 oder Email:beringer@altmuehlnet.de

Informationen über die Brasilienhilfe:      www.brasilienhilfe.de

Spenden:

Brasilienhilfe Manfred Göbel e.V.

Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt – IBAN: DE 72 7215 0000 0020 0949 18

 

Vielen Dank für Eure Unterstützung, die es möglich machte vielen Menschen Hoffnung und Freude zu geben.

Ich wünsche Euch ein frohes, gesegnetes Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr.

Cuiaba, Dezember 2022 Euer Manfred

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